04.04.2022

Livestreaming im Sportverein: Was brauchen wir dafür?

Es gibt Momente im Sport, die eine besondere Magie versprühen: Brasilien wird bei der WM 2014 im eigenen Land mit einem historischen 1:7 von der deutschen Nationalmannschaft aus dem Turnier gefegt. Heiner Brand, der Trainer mit dem Schnäuzer, macht Deutschland 2007 zum Handball-Weltmeister und wirbt bei Jung und Alt für den Sport. Dirk Nowitzki kürt sich und die Dallas Mavericks 2011 zum NBA-Champion, MVP und endgültigem Superstar. Wären diese Momente nur ansatzweise so magisch geworden, wenn sie niemand hätte vor dem heimischen Fernseher verfolgen können?

Livestreaming ist eine digitale Videoübertragung in Echtzeit ins Internet – etwa wie im Fernsehen. Durch den technischen Fortschritt und günstigere Hardware kann heute jeder mit wenigen Mitteln einen Livestream ins Internet bringen – das nötige Know-how und die Manpower vorausgesetzt. Selbst moderne Smartphones sind Videorekorder, Internet-Router und Mikrofon in einem und erfüllen damit theoretisch alle Voraussetzungen, die es braucht, um einen Livestream zu erzeugen. Allerdings stellt ein Livestream im sportlichen Umfeld in der Regel höhere Ansprüche. Neben der richtigen Perspektive und einem breiteren Blickwinkel wird vom Kameramann auch eine einschlägige Kenntnis von dem aufzuzeichnenden Sport erwartet. Fans – die Hauptzielgruppe eines Livestreams – sind heute mehr, als nur Bilder gewohnt: Kommentare und eine Spielstands-Anzeige sind für eine Sportübertragung obligatorisch.

Wieso soll ich meinen Verein live streamen?

Das Internet ist heute für einen Großteil der Menschen die Hauptquelle, um Medien zu konsumieren. Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok sind längst nicht mehr nur für junge Menschen attraktiv und die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in allen Bereichen vorangetrieben. Smartphones, Tablets, internetfähige Fernseher und Computer sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und in jedem Haushalt zu finden. Durchschnittlich verbrachten im Jahr 2021 die Menschen 5-mal mehr Zeit online als es noch vor 4 Jahren der Fall war – und die Tendenz steigt weiter. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung, hin zur Digitalisierung, noch weiter beschleunigt.

Stell dir vor es ist Fußball und keiner geht hin

Der größte Mehrwert eines Livestreams im Sport ist die mögliche Reichweite. Tore, Paraden, Emotionen und Momente können noch so real sein – je mehr Menschen daran teilhaben können und je öfter der Moment erlebt werden kann, desto intensiver wird der Sport und die Bindung zu den Fans. Fans erleben die schönsten Momente ihrer Mannschaft an jedem Ort der Welt mit, teilen sie mit Freunden und Familie und erzählen digital auf ihren sozialen Profilen davon. Dadurch werden sie leichter zu Botschaftern für den Verein, was wiederum zu mehr Fans und Unterstützern führt. Die Reichweite eines Vereines ist nicht mehr durch den Standort, oder die Motivation, an den Platz oder in die Halle zu fahren, begrenzt.

Geld regiert die (Sport-)Welt

Sport ist ein Geschäft. Sportvereine brauchen Geld, Fans, Sponsoren, Spenden und Eintrittsgelder, sonst funktioniert es nicht. Wenn dein Verein nicht vom Mäzenatentum leben kann oder genug Geld hat, ist Livestreaming ein gutes Werkzeug, um deinen Verein online zu vermarkten. Videos im Internet lassen sich dank Werbung, Pay-per-View Modellen und Exklusivverträgen ausgezeichnet monetarisieren. Die Bandenwerbung am Platz wird nicht ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt. Sponsoren können neue Zielgruppen ansprechen und das Ermitteln der Zuschauerzahl im Livestreaming macht es leicht, die passenden Argumente für ein Engagement zu liefern. Die Reichweite im Internet ist dank sozialer Medien unbegrenzt. TikTok, YouTube, Instagram und Facebook erlauben es euch, Video-Content so zu verlängern, dass er leicht viral gehen kann.

Den Fans zuliebe

Eure Fans erwarten im Jahr 2022 mehr von ihren Mannschaften, als es noch vor dem digitalen Zeitalter der Fall war. Neben einem ansprechenden Auftritt in den sozialen Medien und regelmäßigem Content wird auch das Bewegtbild immer wichtiger. Um Abseits des Spieltages möglichst viele Berührungspunkte mit den Fans zu haben, muss Content produziert werden: auf dem Platz, neben dem Platz und am besten noch aus den Umkleidekabinen. Mit einem Livestream holt ihr nicht nur die Fans ab, die aus unterschiedlichen Gründen euer Stadion nicht besuchen können, sondern generiert auch jeden Spieltag neuen Content. Bietet euren Fans einen zeitgemäßen Service und streamt eure Spiele ins Internet.

How to: Euer Livestream

1. Planung

„Einfach mal machen“ kann immer funktionieren. Mit einer gezielten Vorbereitung wird es das aber ganz sicher. Jeder Verein ist einzigartig. Und deshalb solltet ihr auch euer individuelles Setup finden, auf eure Bedürfnisse eingehen und nicht zuletzt auch euer Budget und euer verfügbares Personal im Auge haben. Findet heraus, was euer Ziel ist und wie ihr dieses erreichen könnt.

Ein paar Fragen können sein:

  • Welche Hardware und Software benötige ich für einen Livestream?
  • Was haben wir bereits, was wir zum Streamen verwenden können?
  • Möchte ich meinen Stream monetarisieren?
  • Habe ich motiviertes und kompetentes Personal, um einen Livestream zu bewerkstelligen?
  • Sollen alle Mannschaften gestreamt werden oder nur die Erste?
  • Möchte ich direkt groß starten oder erstmal klein anfangen und später wachsen?

Orientiert euch bei der Planung außerdem an den W-Fragen und klärt:

  • Was will ich genau erreichen?
  • Wem will ich den Stream in welcher Form zugänglich machen?
  • Wo möchte ich das Setup aufbauen?
  • Wie oft möchte ich streamen?
  • Wann will ich damit starten?

Nehmt in der ersten Phase nicht gleich alle Entscheidungsträger eures Vereins mit in die Planung, sondern erarbeitet in einem kleinen Team ein erstes Konzept. Nach euren Überlegungen und Vorarbeiten könnt ihr dieses dann gut durchdacht beim Vorstand vorstellen. Bezieht im Anschluss weitere Menschen mit in euer Vorhaben ein und arbeitet gemeinsam konkret an der Umsetzung.

2. Equipment

Ihr habt euch einen Plan erstellt, kennt eure Bedürfnisse und könnt euer Budget einschätzen. Mit dem richtigen Streaming-Equipment lässt sich euer Vorhaben nun in die Tat umsetzen. Orientiert euch an folgender Liste, um sicherzustellen, dass ihr nichts vergessen habt. Genaue Produktempfehlungen können und wollen wir an dieser Stelle nicht geben, da die Bedürfnisse je nach Sportart und Budget sehr unterschiedlich sind. Bei den schier unendlichen Möglichkeiten im Bereich Software und Hardware haben wir uns hier ausschließlich auf das Nötigste beschränkt.

Internetverbindung

Ethernet, Wi-Fi, 4G – die Möglichkeiten, um eine stabile Internetverbindung herzustellen, sind unbegrenzt. Damit ihr die höchstmögliche Bandbreite auszunutzen könnt, wird eine dedizierte Internetverbindung der Streaming-Hardware empfohlen: ein eigenes LAN-Kabel, ein eigener WLAN-Router oder eine 4G-SIM Karte eines Providers eurer Wahl. Für die Auswahl der Verbindungsart ist der Standort des Setups entscheidend. Möchtet ihr immer vom gleichen Ort, bspw. eurem Stadion oder eurer Halle streamen, empfiehlt sich eine feste LAN-Verbindung. Ein flexibles Setup, was sich auch an anderen Orten aufbauen lässt, ist mit einer 4G-Verbindung via SIM-Karte sinnvoll umzusetzen. Am Ende entscheidet nicht nur die Art der Verbindung, sondern auch der Upload-Speed. Ab 10 Mbit/s seid ihr in jedem Falle auf der sicheren Seite, um einen Full-HD-Livestream mit wenig Verzögerung zu gewährleisten.

Kamera (und Zubehör)

Von der Handykamera bis hin zu professionellen Videokameras im Multi-Kamera-Setup – hier sind je nach Budget und Personalaufwand keine Grenzen gesetzt. Auflösung, Brennweite der Kamera und ggf. Zoom sind Kenngrößen, die beachtet werden müssen. Full-HD bzw. 1080p ist für die meisten Anwendungsfälle ausreichend, weniger sollte es nicht sein. Smartphones haben heute gute Kameras, jedoch raten wir allgemein von der Nutzung eines Smartphones als Hauptkamera zum Livestreamen von Sportveranstaltungen ab. Kleine Bildsensoren, hoher Energieverbrauch und mögliche Überhitzung sind nur einige der Gründe.

Je nach Größe des Spielfeldes sollte von einer Erhöhung (Tribüne, Gerüst) aus gefilmt werden, um die bestmögliche Perspektive für den Zuschauer zu garantieren. Außerdem muss an ein Gimbal oder Stativ gedacht werden, damit die Kamera ruhig und flüssig bewegt werden kann.

Die Kamera muss mit dem Computer (oder anderer Hardware) verbunden werden. Grundsätzlich gibt es dafür zwei Möglichkeiten: Kabelgebunden oder kabellos. In den meisten Fällen ist an dieser Stelle eine kabellose Verbindung sinnvoll. Neuere und hochwertigere Kameras und Camcorder sind bereits mit kabellosen Verbindungsmöglichkeiten ausgestattet. In den meisten Fällen lässt sich dies auch via Adapter nachrüsten.

Dauerhaftes Filmen erzeugt einen hohen Stromverbrauch. Habt immer Notfall-Akkus zur Hand und testet eure Hardware auf Herz und Nieren, bevor ihr sie im Live-Betrieb vor Zuschauern nutzt.

Weitere Hardware

Computer: Moderne Computer erfüllen grundsätzlich alle Voraussetzungen für einen Livestream. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die ihr beachten solltet. Der Computer sollte ausschließlich für das Streamen des Events verwendet werden. Nutzt für begleitende Social-Media-Aktivitäten einen separaten Rechner. Ein leistungsstarker Prozessor, ausreichend Arbeitsspeicher und Festplattenspeicher und eine gute Grafikkarte sind empfehlenswert, um die Bilder reibungslos verarbeiten zu können. Nutzt ihr ein fortgeschrittenes Multi-Kamera-Setup und Scoreboard-Software, wird ein gewöhnlicher Laptop schnell an seine Grenzen kommen. Ein sperriger, aber umso leistungsstärkerer Stand-Computer ist in diesem Fall die bessere Wahl.

Fortgeschritteneren Setups empfehlen wir darüber hinaus einen Hardware-Encoder. Der Encoder nimmt die eingehenden Signale wie Bild und Ton und gibt sie für den Computer lesbar in einem Stream aus, sodass es als ein Bild bei den Zuschauern ankommt. Auf einen Software-Encoder, den wir in kleineren Setups und bei Anfängern empfehlen, gehen wir im folgenden Teil „Software“ ein.

Mikrofone: Wollt ihr ausschließlich die Atmosphäre in der Halle oder auf dem Platz aufnehmen, reicht in der Regel das eingebaute Mikrofon der Kamera. Habt ihr euch dafür entschieden, eure Spiele zu kommentieren oder kommentieren zu lassen, benötigt ihr Mikrofone oder ein Headset. Ein Setup mit mehreren Mikrofonen braucht einen Hardware-Encoder für Audiogeräte und ggf. ein Mischpult.

Software

Der Goldstandard beim Streamen von Medien auf externe Plattformen wie YouTube ist OBS Studio. Das kostenlose Programm könnt ihr dazu nutzen, um all eure eingehenden Signale aus Bild und Ton zu einem Livestream zusammenzufügen. Das Tool erfordert etwas Einarbeitung. Im Internet findet ihr aber viele Tutorials, um mit OBS zurechtzukommen. Abhängig von der Internetverbindung und der verwendeten Hardware könnt ihr mithilfe der OBS-Software einen Livestream mit rund 20-40 Sekunden Verzögerung ins Internet streamen. OBS eignet sich darüber hinaus bestens für Werbeeinblendungen oder andere zusätzliche Inhalte.

3. Personal

Ohne ambitionierte Vereinsmitglieder, die sich mit Technik auskennen und Spaß an einem Livestreaming-Projekt haben, kann es schwierig werden, einen erfolgreichen Stream zu produzieren. Es ist sinnvoll, einen festen Ansprechpartner im Verein für das Thema zu etablieren, der alles im Blick hat. Ohne Videomann bzw. Videoteam geht nichts. Generell gilt die Faustformel: Eine Person je verwendeter Kamera, Mikrofon und Computer. An dieser Stelle müsst ihr euch die Frage stellen: Was können wir realistisch in dem von uns gewählten Zeitraum bewerkstelligen. Denkbar ist in der regulären Saison ein einfaches Setup mit 1 – 2 Personen und für Highlight-Spiele oder Playoffs ein größeres Team mit mehreren Kameras und Einstellungen.

Nutzt die Ressourcen, auf die ihr schon Zugriff habt: Fragt im Verein nach, welches Wissen vorhanden ist, wer welche Aufgaben übernehmen kann. Habt jüngere Mitglieder im Blick, welche meist affiner im Umgang mit Medien sind oder fragt ggf. nach, ob sich Eltern ehrenamtlich engagieren möchten.

Von fachfremden Kameraleuten raten wir allerdings ab. Wer die Kamera führt, muss auch Ahnung von dem Sport haben. Dann werden auch schnelle Ballwechsel und spektakuläre Situationen eingefangen, die vorher vom Kameramann antizipiert wurden.

4. Kosten

Die Produktion eines Livestreams hängt von so vielen Faktoren ab, dass es schwierig wird, belastbare Aussagen zu den Kosten zu machen. Checkt in jedem Falle ab, welche Hardware ihr besitzt oder von Vereinsmitgliedern leihen könnt. Spart damit Kosten, bevor ihr euch neue Ausrüstung kauft. Ebay-Kleinanzeigen, Sponsoren oder Fördervereine sind weitere Quellen, um Kameras, Mikrofone und Computer günstig oder gratis zu erwerben. Ihr könnt außerdem prüfen, ob euer Verein für IT-Spenden des Portals „Stifter-helfen“ qualifiziert ist. Nonprofit-Organisationen, so auch Vereine, erhalten hier äußerst kostengünstig Software sowie Hardware. Wird zusätzlich eine Hubarbeitsbühne für das Filmen aus der Vogelperspektive benötigt oder fehlt es an Personal und ihr müsst ein externes Videoteam beauftragen, so sind wir schnell in Sphären, die kein Verein mehr tragen oder refinanzieren kann. Überlegt euch deshalb ganz genau, welche Ressourcen ihr verwenden könnt und was ihr noch benötigt.

Zusammenfassung

Einen Livestream für eure Sportereignisse auf die Beine zu stellen, kann anspruchsvoll sein und neben dem Alltagsgeschäft einen erheblichen Aufwand bedeuten. Dranbleiben lohnt sich dennoch. Der Mehrwert für Fans, Verein und Sponsoren wiegt zu groß, als dass ihr es nicht probieren solltet. Probiert euch aus, entscheidet gemeinsam, womit ihr euch wohlfühlt und nicht zuletzt: Habt Spaß an der Sache. Wir von Staige sind Livestreaming-Profis und haben uns auf Sportvereine spezialisiert. Ganz ohne Personal streamen wir bereits über 600 Vereine aus Deutschland und Europa in unterschiedlichsten Sportarten – vom Fußball über Eishockey bis zu Reitsport. Wir verwenden Kameras, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind und das Spielgeschehen von allein aufnehmen, verarbeiten und ins Internet streamen.

Ihr sucht eine Alles-in-einem-Lösung, um euren Verein live zu streamen? Setzt euch mit unseren Experten in Verbindung und lasst euch ganz unverbindlich beraten.

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