20.05.2022

Gleichberechtigung im Fußball

Der 18. Mai 2022 ist ein „wahrhaft historischer Moment“, so die Präsidentin des amerikanischen Fußballverbandes. Am vergangenen Mittwoch gab der US-Fußballverband bekannt, dass er eine Vereinbarung getroffen hat, wonach die US-Nationalmannschaft der Männer und die US-Nationalmannschaft der Frauen gleich bezahlt werden. Die Vereinbarung gilt bis 2028 und beinhaltet unter anderem die Angleichung der Preisgelder für die kommenden Weltmeisterschaften. Neben den Preisgeldern werden auch die Auflaufprämien für Freundschaftsspiele und die leistungsabhängigen Prämien angeglichen. Darüber hinaus werden die Teams ihre Preisgelder für die Weltmeisterschaft zusammenlegen und die Gesamtsumme zwischen beiden Teams und dem Verband aufteilen. Nach Angaben der Organisation ist dies das erste Mal überhaupt, dass ein Verband die Preisgelder für die Weltmeisterschaft anpasst. Zuvor hatte sich der Streit um die Gehälter zu einer bundesweiten Klage ausgeweitet, in der die US-Frauen den Verband der „institutionalisierten Geschlechterdiskriminierung“ beschuldigten. Auch wenn ein Richter die Forderungen der Frauen im Jahr 2020 abwies, konnten sie ihren Sieg in Sachen Lohngleichheit am Verhandlungstisch erringen. Dabei half ihnen das Männerteam in letzter Instanz. Die Männermannschaft ebnete Weg zur Beilegung des Streits, indem sich die Spieler privat bereit erklärten, ihre WM-Einnahmen zu teilen. Im Laufe der letzten Jahre war und ist die unterschiedliche Entlohnung von Männern und Frauen ein kontroverses Thema im Fußball und auch Thema in vielen Gerichtssälen und Verhandlungsrunden.

„Wir hoffen, dass dieses Abkommen und seine historischen Errungenschaften, die nicht nur für gleiche Bezahlung sorgen, sondern auch die Trainings- und Spielbedingungen für die Nationalspielerinnen verbessern, ebenfalls als Grundlage für das weitere Wachstum des Frauenfußballs sowohl in den Vereinigten Staaten als auch im Ausland dienen werden“, sagte Becky Sauerbrunn, Spielerin der US-Frauen-Nationalmannschaft und Präsidentin der U.S. Women’s National Team Players Association. „Diese Vereinbarungen haben das Spiel hier in den Vereinigten Staaten für immer verändert und haben das Potenzial, das Spiel auf der ganzen Welt zu verändern“, erklärte Cindy Parlow Cone.

Unser Engagement im Frauenfußball

Das Spiel zu verändern und die Teams mit der notwendigen Ausrüstung auszustatten, ist unser Engagement. Da wir wissen, dass Frauen-Profimannschaften immer noch vernachlässigt werden und es ihnen oftmals an professioneller Ausrüstung mangelt, haben wir beschlossen, eine Partnerschaft mit dem DFB einzugehen. Seit letztem Jahr bieten wir eine digitale Lösung für die gesamte zweite Frauen-Bundesliga an. Dank unseres Kamerasystems werden nun alle Spiele live gestreamt, und die Trainer haben die Möglichkeit, ihre Spiele mit professionellen Tools zu analysieren. „Das ist ein klares, positives Statement (und) ein großer Schritt in die richtige Richtung“, so Martina Voss-Tecklenburg, Trainerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Alles in allem ist die Kooperation ein wichtiger Schritt für den Frauenfußball in Deutschland.

2. Frauen-Bundesliga auf staige.tv

Ein langer Weg

Dieses Jahr war ein großes Jahr für den Frauenfußball. Eine strukturelle Umstrukturierung der UEFA Women’s Champions League führte zu einem mit dem männlichen Pendant vergleichbaren Format. Das stark gestiegene Interesse an diesem Format führte zu einem neuen, mehrjährigen globalen Übertragungsvertrag mit DAZN. Der Streaming-Dienst überträgt alle 61 Spiele kostenlos über YouTube, das den Zuschauern freien Zugang gewährt. Dies führte zu einer deutlich erhöhten Zuschauerzahl und ließ viele Rechteinhaber und Marken das Potenzial des Frauenfußballs erkennen. Sky Sports hat ein ähnliches Modell für die englische Women’s Super League übernommen.

Auch die Zuschauerzahlen in den Stadien sind entsprechend gestiegen. Im diesjährigen Viertelfinale der Champions League sahen eine Rekordzahl von 91.533 Fans, wie der FC Barcelona seinen Rivalen Real Madrid bezwang. Wäre die Pandemie nicht gewesen, wäre das Camp Nou vermutlich komplett ausverkauft gewesen. Diese erstaunliche Besucherzahl ist jedoch noch nicht die Norm. In den europäischen Spitzenligen – der deutschen Frauen-Bundesliga, der englischen Women’s Super League und anderen – kommen regelmäßig nur ein paar Hundert Zuschauer pro Woche. Den Rekord für die höchste durchschnittliche Zuschauerzahl hält ebenfalls der FC Barcelona mit rund 2.500.

Auch wenn der Unterschied zwischen den Zuschauerzahlen in der Champions League und den durchschnittlichen Zuschauerzahlen in der heimischen Liga sehr groß ist, werden die steigenden TV-Einnahmen den Forderungen nach gleicher Bezahlung mehr Nachdruck verleihen und dem Frauenfußball eine Chance geben, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Kehrseite ist, dass dieses kommerzielle Modell vor allem den großen Vereinen, die bereits an der Spitze der Pyramide stehen, zugutekommt. Uns ist es extrem wichtig unsere Amateurmannschaften nicht zu vernachlässigen und konzentrieren uns deshalb darauf, genau diesen Teams die bestmögliche Lösung zu bieten.

All diese jüngsten Änderungen werfen viele neue Fragen auf. Glauben Sie, dass der DAZN-Deal dem Frauenfußball zugutekommt? Oder wird damit nur ein weiteres kommerzielles System geschaffen, in dem jedes Jahr dieselben Teams dominieren, ähnlich wie bei den Männern? Wie wirkt sich die Entscheidung des US-Fußballverbandes zur Lohngleichheit auf andere Länder und Verbände aus?

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